Musik hören, Streams schauen und Gaming – all das wird vermehrt über Kopfhörer konsumiert. Doch die zunehmende Nutzung von Kopfhörern im Alltag von Kindern und jungen Erwachsenen stellt ein ernstzunehmendes Risiko für die Hörgesundheit dar.
Immer mehr junge Menschen leiden unter Lärmschwerhörigkeit, einer Form der Schwerhörigkeit, die durch ständige und laute Beschallung entsteht. Hauptursache ist die intensive Nutzung von Kopfhörern, vor allem In-Ear-Kopfhörern, die sehr nah am Trommelfell liegen. Hinzukommen häufige Aufenthalte in lauten Umgebungen wie Konzerten oder Clubs. Insbesondere hohe Lautstärken über einen längeren Zeitraum können zu dauerhaften Schäden am Hörorgan führen.
Wie definiert man eigentlich Lärm?
Lärm ist ein Begriff für Geräusche, die als störend, belastend oder sogar schädlich für die Gesundheit empfunden werden. Ob ein Geräusch als Lärm wahrgenommen wird, hängt stark von der individuellen Wahrnehmung ab. Ab etwa 55 Dezibel beginnen viele Menschen, Geräusche als unangenehm laut zu empfinden. Dauerhafter Lärm kann eine Reihe von gesundheitlichen Folgen haben, darunter Konzentrationsschwäche, Bluthochdruck, Kreislaufprobleme, ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und andere gesundheitliche Belastungen.
Auch Smartphones, die ständige Begleiter im Alltag sind, werden zunehmend mit Kopfhörern genutzt, um Inhalte auf sozialen Medien zu konsumieren. Diese Gewohnheit kann zu einer chronischen Belastung der Hörorgane führen.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit etwa 1,1 Milliarden junge Menschen im Alter von 12 bis 35 Jahren durch unsichere Hörgewohnheiten gefährdet, einen Hörverlust zu erleiden.1
In Deutschland geben rund zehn Millionen Menschen an, mit einer Schwerhörigkeit zu leben, wobei ein signifikanter Anteil dieser Betroffenen Jugendliche sind.2
Die Folge: Hörverlust im jungen Alter
Bei einem Hörverlust werden häufig Teile des Innenohrs geschädigt, was zu irreparablen Beeinträchtigungen der Hörnerven führt. Dies hat zur Folge, dass bestimmte Frequenzen in den Schallwellen nicht mehr wahrgenommen werden können. Häufig leidet speziell das Sprachverständnis, wodurch Gespräche in geräuschvoller Umgebung schlechter verstanden werden können. Auch kann es zu einer generellen Erschwerung des Hörens kommen.
Ein beginnender Hörschaden macht sich häufig durch subtile Anzeichen bemerkbar. Jugendliche merken beispielsweise, dass sie Gespräche in lauten Umgebungen schwerer verstehen oder die Lautstärke von Geräuschen im Alltag wie Töne des Smartphones oft überhören. Ein weiterer Hinweis kann das Erhöhen der Lautstärke beim Musikhören oder Fernsehen sein, weil sie den Ton als zu leise empfinden.
Was Schwerhörigkeit mit sich bringt
Hörverlust kann schwerwiegende Folgen für die Lebensqualität haben. Das Umfeld wird anders wahrgenommen, Alarme und Warnzeichen können überhört werden, was die eigene Sicherheit gefährdet.
Betroffene leiden oft unter sozialen und emotionalen Problemen wie Vereinsamung und Depressionen, da die Kommunikation mit anderen erschwert ist. Vor allem bei Jugendlichen kommen Lernschwierigkeiten und Ausgrenzung hinzu, die sich im weiteren Leben auch auf die Arbeitsfähigkeit auswirken können.
Besonders gravierend ist die Erkenntnis, dass Schwerhörigkeit das Risiko, an Demenz zu erkranken, erhöhen kann. Studien zeigen, dass ein unbehandelter Hörverlust eine deutliche Erhöhung des Demenzrisikos mit sich bringt, da die ständige Anstrengung, Gespräche zu verfolgen, das Gehirn stark belastet.
Prävention: Lautstärkebegrenzungen und Hörpausen
Um die Ohren nicht dauerhaft zu schädigen, reicht ein sorgsamer Umgang mit Schallquellen im Alltag. Entscheidend ist die Lautstärke sowie Dauer des Hörgenusses. Als Faustregel gilt: Die Lautstärke sollte 60 Prozent der maximalen Lautstärke des Geräts nicht überschreiten und die Hördauer sollte maximal 60 Minuten betragen („60/60-Regel“), um dem Hörorgan darauf eine Erholungsphase zu geben.
Auf Konzerten nutzt man am besten Ohrstöpsel sowie die Pausen, um den Saal kurz zu verlassen, um die Sinneszellen kurz regenerieren zu lassen. Aber auch im Alltag sind Pausen empfohlen, während denen man gezielt dem Lärm der Umwelt entgehen kann, z. B. durch einen Leseabend oder Waldspaziergang.
Wenn Kopfhörer zum Einsatz kommen, sollten Over-Ear-Kopfhörer bevorzugt werden, da diese weniger belastend für das Trommelfell als In-Ear-Modelle sind. Viele Geräte bieten zudem die Möglichkeit, die maximale Lautstärke zu begrenzen.
Aufklärung und Hör-Check
Es ist ratsam, regelmäßig professionelle Hörtests durchzuführen, um eventuelle Frühzeichen einer Schwerhörigkeit zu erkennen. Schulen und Eltern sollten Jugendliche zudem über die Risiken von Lärm und den verantwortungsvollen Umgang mit Lautstärke aufklären. Auch die Verwendung von Gehörschutz in besonders lauten Umgebungen, wie bei Konzerten, kann vorbeugend wirken.
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Fazit
Hörverlust bei Jugendlichen ist ein wachsendes Problem, das ernst genommen werden muss. Durch Aufklärung und einfache Präventionsmaßnahmen kann das Risiko erheblich verringert werden. Eltern, Lehrer und die Jugendlichen selbst sind dazu angehalten, bewusst mit der eigenen Hörgesundheit umzugehen, um langfristige Folgen zu vermeiden.
Weitere Infos? Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über den Hörtest.
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1: „Rund einer Milliarde junger Menschen weltweit droht Schwerhörigkeit“, Ärzteblatt,
abgerufen von
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/139039/Rund-einer-Milliarde-junger-Menschen-weltweit-droht-Schwerhoerigkeit.
2: „Rund 1,6 Milliarden Menschen weltweit leben mit Hörverlust“, BR24, 2021,
abgerufen von
https://www.br.de/nachrichten/wissen/rund-1-6-milliarden-menschen-weltweit-leben-mit-hoerverlust,SQUgycE.